Warum empfinden Arbeitnehmende ihren Job als gesellschaftlich nutzlos?
Veröffentlicht am 18.04.2024 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
In den letzten Jahren ist der gesellschaftliche Nutzen der Berufstätigkeit stärker in den Fokus gerückt. Einer Studie zufolge geben knapp ein Fünftel der Beschäftigten im Privatsektor an, mit dem Nutzen ihrer Arbeit für die Gesellschaft unzufrieden zu sein. Die Gründe können in dem Arbeitsumfeld liegen, das sich durch die Digitalisierung stark verändert hat.
Digitalisierung vermindert gesellschaftlichen Kontakt
Es steht ausser Frage, dass Berufe im Verkauf, aber auch im grossen Bereich der Banken und der Versicherungen für die Gesellschaft einen enormen Nutzen haben. Würde in diesen Bereichen niemand arbeiten wollen, könnte die Gesellschaft nicht funktionieren. Dennoch geben 19 Prozent der Befragten aus diesen Arbeitsbereichen an, dass sie an dem gesellschaftlichen Nutzen ihrer beruflichen Tätigkeit zweifeln.
Ein Teil der Beschäftigten sind mit ihrem Arbeitsumfeld im Allgemeinen unzufrieden. Sie mögen die Arbeitsbedingungen nicht, haben Probleme mit den Kollegen oder mit dem Chef. Doch auch Mitarbeitende, die sich gut mit ihren Kollegen verstehen und ihre Arbeit gern mögen, zweifeln an dem gesellschaftlichen Nutzen. Hier können die Ursachen in dem durch die Digitalisierung veränderten Arbeitsumfeld liegen.
Kontakt zu den Kunden ist stark eingeschränkt
Die Berührung mit der Gesellschaft wurde in den genannten Berufen durch die Digitalisierung stark minimiert. Beschäftigte in Banken und Versicherungen beraten nicht mehr persönlich, sondern nur noch via Chat oder Telefon. Im Handel ist die individuelle Bedienung des Kunden nur noch in wenigen Branchen üblich.
Die Beschäftigten hören selten, dass Kunden mit ihrer Arbeit zufrieden sind oder dass sie eine grosse Hilfe ist. Dies kann die Unzufriedenheit auslösen. Es erklärt, warum Beschäftigte in anderen Bereichen, etwa in der Pflege oder den Dienstleistungen, den gesellschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit als höher bewerten. Und das, obwohl die Arbeitsbedingungen und der Verdienst nicht immer positiv ist.
Mitarbeitende brauchen die Interaktion mit ihrem Umfeld
Viele Mitarbeitende brauchen die Kontakte zu den Kunden, aber auch zu den Kollegen, um eine hohe Zufriedenheit aus ihrer beruflichen Tätigkeit zu ziehen. Die Digitalisierung hat in den genannten Branchen sehr viel verändert. Filialen und Agenturen verschwinden, die Tätigkeit finden am Computer und die Kommunikation ausschliesslich online statt.
Dies hat eine Art der beruflichen Einsamkeit zur Folge, die einige Mitarbeitende auf einen fehlenden gesellschaftlichen Nutzen projizieren. Tatsächlich ist es aber eher die Unzufriedenheit mit der eigenen beruflichen Tätigkeit, die fälschlicherweise auf die gesellschaftliche Bedeutung projiziert wird.