Kündigungen mit Konsequenzen: Wie Unternehmen durch falsches Trennungsmanagement Vertrauen verspielen - jobzüri.ch
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Kündigungen mit Konsequenzen: Wie Unternehmen durch falsches Trennungsmanagement Vertrauen verspielen

Veröffentlicht am 02.06.2025 von Henrik Jasek, Leiter Classifieds CH Media - Bildquelle: Getty Images
Arbeitslosigkeit
Trotz niedriger Arbeitslosigkeit ist die Angst vor Jobverlust in vielen Belegschaften weit verbreitet – besonders nach Entlassungswellen. Auch wer nicht betroffen ist, trägt emotionale Spuren davon. Ein Phänomen, das in der Forschung als „Survivor-Syndrom“ bekannt ist: Erleichterung, nicht gekündigt worden zu sein, mischt sich mit der Angst, beim nächsten Mal selbst auf der Liste zu stehen. Besonders qualifizierte Fachkräfte neigen in solchen Situationen dazu, sich vorsorglich neu zu orientieren – ein Risiko für Unternehmen, denen dann gerade die leistungsstarken Mitarbeitenden verloren gehen.
Studien zeigen: Wie ein Stellenabbau kommuniziert und umgesetzt wird, beeinflusst massgeblich die Reaktionen der verbleibenden Mitarbeitenden. Wurde glaubhaft versucht, Kündigungen zu vermeiden und Härtefälle fair behandelt, können viele den Abbau nachvollziehen – besonders wenn er nachvollziehbar begründet und transparent vermittelt wird. Dies gilt vor allem, wenn wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen und die Betroffenen Unterstützung wie Sozialpläne oder Hilfe bei der Jobsuche erhalten.

Entlassungen, die vor allem Effizienzsteigerung zum Ziel haben oder als ungerecht empfunden werden, führen hingegen zu einem deutlichen Motivationsverlust. Die Folge: geringere Einsatzbereitschaft bis hin zur inneren Kündigung. Solche weichen Faktoren wie Produktivitätseinbruch oder Fluktuation werden in der Praxis oft übersehen – sie tauchen nicht sofort in den Kennzahlen auf, haben aber langfristige Effekte.

Fehlt eine glaubwürdige Kommunikation, verstärken sich die negativen Auswirkungen. Selbst Investoren reagieren auf Massenentlassungen nicht zwingend positiv, da Unsicherheit über Stabilität und Mitarbeiterbindung entsteht. Dennoch fehlt es vielerorts an professionellem Trennungsmanagement. Oft werden Gespräche delegiert oder nicht ausreichend vorbereitet, was zu Vertrauensverlust und Imageschäden führt.

Dabei haben Unternehmen durchaus Gestaltungsspielraum. Entscheidend ist die Vermittlung des „Warum“. Nur wenn der Sinn hinter der Maßnahme klar wird, entsteht Akzeptanz. Transparenz, Fairness und Einfühlungsvermögen sind zentrale Faktoren für eine Trennungskultur, die nicht nur kurzfristige Einsparungen, sondern auch die langfristige Stabilität im Blick hat.